Immer mehr Menschen wachen auf. Und natürlich sind darunter auch Ärzte. Diesmal aus Schweden. Dr. med. Andreas Eenfeldt, geb. 1972, Allgemeinmediziner, schrieb dieses Buch 2011, was 2013 ins Deutsche übersetzt wurde.
Nachdem er darauf gekommen war, dass es nicht das Fett ist, was uns fett macht, sondern die Kohlenhydrate, begann er sich näher mit dem Thema zu befassen. Vor allem wunderte es ihn, warum alle Welt an die Antifetttheorie glaubte, wo es für ihn doch so sonnenklar auf der Hand lag, dass die Kohlenhydrate daran schuld sind, dass wir immer fetter werden.
Zur Erinnerung: Stärke und Zucker werden im Darm in Einfachzucker aufgespalten. Nur so können sie ins Blut gehen. Dort kann Zucker im Wesentlichen nur auf zwei Arten verstoffwechselt werden: Verbrennung oder - wenn zu viel vorhanden ist, was bei uns meistens der Fall ist - Umwandlung in Fett mit Hilfe von Insulin. Gleichzeitig verhindert Insulin zuverlässig die Fettverbrennung. Also, neues Fett durch Kohlenhydrate + keine Verbrennung mehr wegen des Insulins = Dick sein.
Eenfeldt machte sich also daran, die gesamte Geschichte des Widerstreits zwischen Fett- und Kohlenhydratanhängern aufzuarbeiten. Ein sehr interessantes Kapitel, zeigt es doch, wie weit tragende Entscheidungen für die gesamte Menschheit von idiotischen Kleinigkeiten abhängen können. Die Fettangst schwelte ja schon lange in den Köpfen und beruhte auf dem "gesunden" Menschenverstand (Fett macht fett, ist doch logisch), es gab aber trotz intensiver Suche und vieler Studien keinerlei Beweise. Man glaubte es einfach nur. Bis 1984 eine Studie vorgestellt wurde, die zeigte, dass Statine (also blutfettsenkende Medikamente) das Herzinfarktrisiko bei Männern senkte, die schon einmal einen Herzinfarkt hatten. Der lang ersehnte Beweis war vermeintlich da. Man schloss daraus messerscharf, weniger Blutfette -> weniger Herzinfarkt, also sind Fette gefährlich. Auf diesem wackeligen Einfußschemel wurde eine beispiellose Antifettkampagne gestartet, die auch heute noch anhält. Inzwischen gibt es jede Menge seriöse Studien, die das Gegenteil beweisen und es gibt nach wie vor keine einzige Studie, die die Gefährlichkeit von natürlichen Nahrungsfetten irgendwie nachweisen könnte.
Sehr anschaulich fasst er auch den genetischen Aspekt zusammen: Während der Entwicklung der Menschheit, in einem Jahr dargestellt, waren wir 364 Tage Jäger und Sammler (ohne Getreide, ohne Reis, ohne Kartoffeln, ohne dicke rote Äpfel, im Übrigen auch ohne Milch). Im Morgengrauen des 365. Tages (also vor ca. 10.000 Jahren) begann in Mesopotamien der Ackerbau mit Gräsern. Eine Viertel Stunde vor Sylvester beginnen wir Weißmehl und Zucker herzustellen. Wir erheben bereits unser Glas um uns für das neue Jahr Glück zu wünschen, da empfiehlt man uns auf Fett zu verzichten und noch mehr Zucker zu essen.
Ein verhängnisvoller Irrtum, wie uns die zunehmende Fettleibigkeit zeigt. Aber die Antifettkampagne ist da und es wird Jahrzehnte dauern, bis keiner mehr daran glaubt.
Der größte Wahnsinn, dürfte aber zurzeit der Umgang mit Diabetes-Patienten sein. Die Empfehlung, weniger Fett mehr Kohlenhydrate beruht auf Evidenzgrad C (Seite 118, entspricht Evidenzklasse IV). Evidenz heißt Beweis. Grad A: Hier gibt es echte Beweise. Grad B liegen unsichere Studien zugrunde, die aber die herrschende Meinung stützen. Und C? Tja, da gibt es keine Beweise. C heißt, die herrschende Meinung glaubt es. Na, heute schon gelacht. Hoffentlich bleibt Ihnen das Lachen nicht im Hals stecken, z.B. wenn Sie selbst Diabetes haben. Ich wäre jedenfalls sehr wütend.
Man empfiehlt also Diabetikern noch mehr Kohlenhydrate, die natürlich weiteres Insulin erfordern. Beim Typ 2 wollen die Zellen aber nicht mehr Zucker aufnehmen. Sie sind bereits voll und haben eine Widerstandskraft gegen Zucker entwickelt. Die kann man nur mit noch mehr Insulin brechen. Von einem Arzt klingt das so: "Das ist, als ob man einen Kropf, der wegen des erhöhten Schilddrüsenhormons entsteht, mit noch mehr Schilddrüsenhormonen behandeln würde."
Typ 1 Diabetiker dagegen haben die knifflige Aufgabe immer möglichst genau die Menge Insulin zuzuführen, die gerade gebraucht wird. Jeder Betroffene weiß, dass das nicht einfach ist. Es wird aber einfacher, je weniger Zucker man isst.
Aber auch andere Krankheiten, vor allem die westlichen Zivilisationskrankheiten, werden heute auf Zucker zurück geführt. Hier ein schönes Beispiel: Die Hypercholesterinämie, also zu viele Fette im Blut. Hier denkt doch immer noch jeder, das kommt von zu viel Fett. Auch hier wieder ein Irrtum. Cholesterin ist für die normale Körperfunktion unverzichtbar. Der Körper produziert sich deshalb sein Cholesterin selbst, wenn zu wenig durch die Nahrung zugeführt wird. Diese Produktion wird durch die HMG-CoA-Reduktase gesteuert. Und die wiederum wird durch Insulin stimuliert. Also viel Zucker -> viel Insulin -> hohe Cholesterinproduktion, zusätzlich zum Nahrungscholesterin.
Tja, all diese neuen Erkenntnisse wurden in den letzten 20 Jahren von Wissenschaftlern erarbeitet und bewiesen. Trotzdem beharrt unsere Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf ihren althergebrachten Meinungen. Während meiner Ausbildung als Ernährungsberater habe ich mehrfach auf diesen Umstand hingewiesen. Es kam immer die Aussage, das ist die Richtlinie und an die hätte ich mich zu halten. Nur einmal, nach mehrmaligem Nachbohren kam folgende Antwort: "Wir haben das ausprobiert und die Leute bekamen reihenweise Gefäßverkalkungen." Womit wir beim letzten Kapitel sind.
Ich habe vor etwa 10 Jahren für mich die kohlenhydratarme Ernährung entdeckt und habe sie am Anfang (etwa 3 Jahre) auch konsequent durchgeführt. Dies hatte auf meine Gesundheit enorm positive Auswirkungen. Alles, was im Zusammenhang mit der kohlenhydratarmen Ernährung an Positivem behauptet wird, kann ich voll bestätigen. Wir leben aber nicht mehr in Südostafrika vor 60.000 Jahren, wo der Mensch froh sein konnte, wenn er von der Gazelle, die ein Löwe gerissen hatte, noch das Hirn bekam. Wir leben in einem Land, in dem leckere Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Von den duftenden Backwaren bis zum fein komponierten Schokoriegel mit tausenden von Inhaltsstoffen, die zum Teil nicht einmal dem Hersteller bekannt sind. Oder auch nur die Zeit, in der die Kirschen reif sind. Dort hängen Sie am Baum, fett-süß, saftig hochgezüchtet und in genügender Anzahl und warten auf biologische Einheiten, die ihre Kerne zur Fortpflanzung verbreiten. Und dann nicht zuletzt die lieben Mitmenschen: "Das kann doch nicht gesund sein, was du da machst", usw. Das sind Anfechtungen, die im Laufe der Zeit mürbe machen. Aufgrund der kohlenhydratarmen Ernährung geht es einem gut und die Ausnahmen häufen sich. Nun hat man sich aber bereits an einen höheren Fettkonsum gewöhnt, so dass nun das ausreichende Fett mit zusätzlichem Zucker angereichert wird. Und das ist sehr schlecht. Diese zutiefst menschliche Verhaltensweise dürfte wohl auch in die Erfahrung der DGE (siehe oben) eingeflossen sein. Man traut sich also nicht.
Wie dem auch sei, es sieht so aus, als lebte man umso gesünder, je weniger Kohlenhydrate man isst. Bereits Kranke aber müssen auf Kohlenhydrate verzichten, wenn sie wieder gesund werden wollen.