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Ich habe Ihnen ja bereits Bücher vorgestellt, die sich aus ganz unterschiedlichen Richtungen dem Thema Zucker widmen. Dabei ist Zucker nicht gut weggekommen. Und wenn die Rede von Zucker ist, ist auch Stärke gemeint, also alle Getreideprodukte, Kartoffeln, Bananen…. Denn nur wenige Menschen vergegenwärtigen sich ausreichend, dass Stärke spätestens im Darm vollständig in Zucker umgewandelt wird. Stärke kann nicht in die Blutbahn gelangen. Somit ist Stärke gleich Zucker, also 1 g Stärke = 1 g Zucker.

Hier ein weiteres Buch zum Thema Zucker. Es ist von Hans-Ulrich Grimm. Es heißt „Garantiert gesundheitsgefährdend“, „Wie uns die Zuckermafia krank macht“, erschienen 2013. Als ehemaliger Spiegelredakteur beherrscht er den Spiegel-stil und wendet ihn hier auch an.

Für manchen von uns ist ziemlich unbemerkt geblieben, wie sich das Gesundheitssystem zur Gesundheitswirtschaft entwickelt hat. Wo ist da der Unterschied werden Sie fragen? Ganz einfach, im Profit. Im Gesundheitssystem hatte man noch das Ziel, den Menschen zu heilen. In der Gesundheitswirtschaft ist der Kranke ein Wirtschaftsfaktor. Am Beispiel der Zuckerkrankheit wurde nachgewiesen, dass zumindest der sog. Diabetes II (=Altersdiabetes) durch einfaches Weglassen von Zucker und Stärke innerhalb einer Woche geheilt werden kann. Ein Zuckerkranker aber hat bis zu seinem Zugrundegehen das Potential von einigen 100.000 €, die in der Gesundheitswirtschaft umgesetzt werden. Wer will in diesem Wirtschaftsbereich daran etwas ändern. Zurück gehende Umsätze würden das System entmachten, Arbeitslose verursachen und damit natürlich die Gewinne schmälern. Und was macht der einzelne Arzt? Er zuckt nach vielen Versuchen, den Patienten zu einer gesunden Lebensweise zu bewegen irgendwann resigniert die Schultern und sucht nach anderen Wegen. Er hat keine Chance gegen die allgegenwärtige Werbung der Nahrungsmittelindustrie, die uns den Zucker sogar als Glücksbringer preist. Und, welch Wunder, die anderen Wege bieten sich in der Pharmaindustrie (natürlich ein Teil der Gesundheitswirtschaft). Gegen alle Wirkungen der Zuckerkrankheit und Nebenwirkungen der Medikamente dazu gibt es inzwischen Pillen und die Entwicklung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Der Wert eines Zuckerkranken ist also noch steigerungsfähig. Was für ein Markt und welch wunderschöne Welt, in der der Zuckerkranke auf nichts verzichten muss. Aber leider ist die Heilung darin nicht vorgesehen.

Ein wichtiger Aspekt dieses Buches ist meiner Meinung auch der sogenannte Schwangerschaftsdiabetes. Es wird deutlich hervorgehoben, dass die Mutter dabei selbst kurz vor einem Diabetes steht und wie schwer sich dieser auf das Kind auswirken kann. Das Kind kämpft hier bereits selbst mit einer Zuckerüberlast und wird dadurch bereits viel empfänglicher für die sogenannten Zivilisationskrankheiten. Also, liebe Mütter, ihr braucht dieses Buch nicht zu lesen, aber wenn bei euch Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert wird, nehmt es nicht auf die leichte Schulter, sondern lasst Zucker (und Stärke) weg. Euer Kind und natürlich auch ihr selbst braucht das nicht.

Klar ist nach diesem Buch, dass die öffentliche Meinung über den Zucker von Mächten gesteuert wird, von denen sich unsereins keine Begriffe macht. Bereits bei der Entdeckung der Zuckerkrankheit durch den Londoner Arzt Dr. Thomas Willis im Jahre 1675 taufte er die Krankheit beschönigend Diabetes mellitus, den honigsüßen Fluss. Damit waren die Bienen schuld und nicht der Zucker. Dr. Willis war hoch angesehen und sehr reich. Er wollte diese Stellung nicht dadurch gefährden, in dem er den Stoff, den der Hochadel vorzugsweise konsumierte, schlecht darstellte (S. 163). Wie die Manipulation der öffentlichen Meinung heute gemacht wird (S. 176), zeigt eine Expertenkonferenz in Rom im Jahre 1997 der FAO (Welternährungsorganisation) und WHO (Weltgesundheitsorganisation). An den Expertentreffen nahmen auch Vertreter der Zuckerindustrie teil, die gezielt den Zucker verteidigten. Selbst die Statements der Arbeitsgruppen wurden nachträglich im Sinne der Zuckerindustrie verändert. So erfuhr der Zucker in den abschließenden Presseerklärungen entgegen der teilnehmenden Professorenmeinungen eine viel bessere Kritik als ihm zugestanden wäre. Zur Karies heißt es z.B.: Präventionsmaßnahmen sollten auf Fluorid und angemessene Zahnpflege wert legen und nicht allein auf Zuckervermeidung. Das klingt zunächst harmlos. Wir erfahren aber gerade was das für Folgen hat. Die offiziellen Empfehlungen lauten heute 3 mal am Tag Zähne putzen, möglichst mit einer fluorhaltigen Zahncreme. Keiner sagt mehr, weniger Zucker essen. Dabei ist es erwiesen, dass Zahnpflege und Fluorid die negativen Folgen des Zuckers nur etwas abmildern können. Jedenfalls gibt es keine Karies ohne Zucker, egal ob man die Zähne pflegt oder nicht. Diese unglaublichen Dreistigkeiten, mit denen heutzutage scheinbar auf allen Ebenen die öffentliche Meinung manipuliert wird, werden durch den Autor im Einzelnen offen gelegt. Wer die offiziellen Ergebnisse dieser Konferenz nachlesen will, kann dies nach meinen eigenen Recherchen tun unter: http://www.fao.org/docrep/w8079e/w8079e00.htm

Im Buch kommt besonders die Fructose schlecht weg. Sie wurde früher Zuckerkranken empfohlen, weil sie den Insulinspiegel nicht so steigen lässt. Sie belastet allerdings die Leber weil zu viel Fructose in Fett umgewandelt wird und das Fett dann auch gleich in der Leber verbleibt. Leberzirrhose ohne einen Tropfen Alkohol. Also mir ist ein Glas Bier oder Wein lieber als z.B. ein Softdrink von Mateschitz.

Das Buch wäre unvollständig, wenn es sich nicht auch mit den Zuckerersatzstoffen befassen würde. Auch an denen finden sich einige Mäkel, die allerdings nicht, wie beim Zucker, zum Tode führen. Große Hoffnung wurde in Stevia gesetzt, dem süß schmeckenden Blatt aus dem Urwald. Aber auch das ist inzwischen in der Gewalt der Nahrungsindustrie. Vom Blatt ist nichts mehr übrig als ein weißes Pulver, das aus gezüchteten Steviapflanzen in einigen Verfahrensschritten extrahiert und mit einigen Zusätzen von seinen unangenehmen Seiten befreit wird. Na ja, wenn schon sonst nichts, dann wurde wenigstens das gute Image von Stevia mitgenommen. Wenn Sie einigermaßen natürlich mit Stevia süßen wollen, sollten Sie sich getrocknete Blätter kaufen, vorzugsweise als Badezusatz.

Zum Abschluss werden an Schicksalen von aufgewachten Menschen noch Möglichkeiten gezeigt, wie man dieser Maschinerie entkommen kann.

Hans-Ulrich Grimm plädiert für eine Welt, in der Zucker nicht mehr Nahrungsmittel sondern Genussmittel ist und entsprechend wenig konsumiert werden sollte. Weg von der Süß-Gesellschaft, die dem Menschen anerzogen wurde. Hin zur natürlichen Süße von heimischen Früchten der Saison.