Kategorie: Aufsätze
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In den bisher besprochenen Büchern haben wir schon einiges über die drei großen Nahrungsmittel Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate gelernt. Aber wie sieht denn nun die Ernährung des Menschen aus? Ein Pferd frisst Gras, eine Katze Fleisch, ein Koala Eukalyptus. Was sind also die Nahrungsmittel, die einen Menschen gesund erhalten. Was ist die genetisch korrekte Ernährung?

Wir haben bereits gelernt, dass man da nicht die letzten 10.000 Jahre (ein Wimpernschlag in der Entwicklung des Menschen) anschauen darf sondern man muss heraus finden, was der Mensch die letzten 2 Millionen Jahre in Südostafrika gegessen hat. Hier sind wir bei Loren Cordain in dem Buch „Das Paläo-Prinzip“, als Neuauflage erschienen 2013, an der richtigen Adresse. Paläo kommt aus dem Griechischen (palaiós) und heißt „alt“, gemeint ist also die Steinzeiternährung.

Loren Cordain ist geboren 1950 und lehrt als Professor an der Colorado State University Abteilung Gesundheit und Sport. Auf seiner web-seite www.thepaleodiet.com gibt es weitere Informationen. Sein Mitautor Joe Friel trainiert seit 1980 Ausdauersportler, von denen viele sehr erfolgreich waren und sind. Die Autoren versichern, dass sie keinerlei Ideologien nachhängen sondern dieses Buch ausschließlich anhand beweisbarer Tatsachen geschrieben haben.

Um es gleich vorweg zu nehmen, die richtigen Nahrungsmittel für den modernen Menschen sind frisches Gemüse und Obst, mageres Fleisch, Fisch, die Eier und Organe dieser Tiere und Meeresfrüchte, in dieser Reihenfolge, nicht mehr und nicht weniger, mit ein paar Ausnahmen.

Also keine Milch- und Getreideprodukte, keine verarbeiteten Nahrungsmittel und selbstverständlich auch kein Zucker. Diese sind Errungenschaften maximal der letzten 10.000 Jahre. Wenngleich auch eine gewisse Anpassung des Menschen im Laufe der Jahrhunderte zumindest an Milch und Getreide stattgefunden hat, so enthalten diese immer noch Stoffe, die dem Menschen schaden. Diese Schadstoffe könnten nur durch neue Stoffwechselwege unschädlich gemacht werden, die wiederum nur durch Genveränderungen geschaffen werden könnten. Dafür war die Zeit zu kurz.
Genetisch unterscheiden wir uns von unserem nächsten Verwandten, dem Schimpansen, um 1,6%. Dessen Nahrung besteht zu etwa 93% aus pflanzlicher Nahrung, sprich Früchten. Die restlichen 7% Nahrung sind kleinere Affenarten und Antilopen. Unter Früchten dürfen Sie sich aber nicht Orangen, Bananen, Mangos, Kirschen oder ähnliches vorstellen. Wildfrüchte sind hart, faserig und überhaupt nicht süß. Um diese Nahrung verdauen zu können, hat der Schimpanse einen sehr langen, stoffwechselaktiven Darm, der seinen Bauch kugelrund macht. Der Darm des Menschen ist wesentlich kürzer und zwar in dem Maße, in dem sein Gehirn größer ist. Der Weg dahin musste über eine Nahrung mit viel höherer Energiedichte und leichterer Verdaulichkeit passiert sein. Da bleibt nur tierische Nahrung.

Vor etwa 2,6 Millionen Jahren erlernte der Mensch den Gebrauch des Faustkeils, mit dem er Knochen zerschmettern und damit an das für Raubtiere unerreichbare Gehirn und Knochenmark der Beute gelangen konnte. Tatsächlich begann bald darauf das Gehirn zu wachsen und der Darm begann sich zu verkleinern. Erst viel später, vor ca. 400.000 Jahren wurden die ersten Waffen für die Jagd erfunden und Fleisch größerer Tiere kam als Nahrungsmittel dazu. Ungefähr zur selben Zeit begann auch die Feuernutzung. Unsere Intelligenz gründet sich also auf das Auszutzeln von Gehirnschalen und Oberschenkelknochen. Dies kann man nicht mehr nur als Theorie bezeichnen. Diese Aussagen wurden von den Autoren sehr gründlich anhand fossiler Funde, ethnografischer Studien, biochemischen Zyklen und Stoffwechselwegen nachgewiesen.

Bei Obst und Gemüse gibt es die Einschränkung, dass sie nicht zu süß sein sollen. Klar, aber warum mageres Fleisch? Sollten wir, wenn wir schon so wenig Kohlehydrate bekommen, nicht mehr Fett essen? Im Prinzip ja. Leider hat das Fett von Zuchtfleisch aufgrund der Getreidefütterung einige ungesunde Fettsäuren, die wir besser weg lassen. Wildtiere haben ohnehin kaum Fett. Angestrebt werden die Fettsäuren der Nervenzellen, die in Leinöl, Olivenöl und im Fett der Fische kalter Meere vorkommen und die wir beim Kochen oder als Salatdressing verwenden. Schließlich wird man niemanden mehr für Hirn begeistern können.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Das Buch richtet sich eigentlich vor allem an Sportler, die hohe Leistung erbringen und trotzdem gesund bleiben wollen. Sie erhalten hier eine perfekte und detaillierte Anleitung zum Umgang mit Kohlenhydraten. Diese Empfehlungen sind sicher auch für körperlich hart arbeitende Menschen gut geeignet.

Außerdem wird hier endlich einmal das Säure-/Basengleichgewicht im Körper verständlich erläutert. Schon immer vermutet, jetzt ist es klar. Unsere säurelastige Ernährung frisst unsere Knochen und Knorpel auf. Eine Säurelast im Körper muss mit gespeicherten Basen abgepuffert werden. Das geht mit Mineralien, z.B. mit Calcium und Magnesium, wenn nicht genügend in der Nahrung ist auch aus den Knochen. Für ganz harte Übersäuerungen (wie z.B. nach einem deftigen Alkoholrausch) hat die Leber noch etwas bereit: Die Bildung von Ammoniak aus Muskeleiweiß, konkret aus Glutamin. Beide Wege schaden uns. Ganz modern wendet er eine Formel für die Säurelastigkeit der Nahrungsmittel von Thomas Remer an (PRAL). Für fast alle Nahrungsmittel können Sie sich unter http://www.melz.eu/index.php/formeln/pral den PRAL berechnen lassen. Ein hochmodernes Instrument zur Neubeurteilung von Lebensmitteln um einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt zu erreichen.

Ein paar leckere Paläo-Rezepte dürfen nicht fehlen. Auf 15 klein gedruckten Seiten Literaturverzeichnis können Sie jede Aussage des Buches nachprüfen.