Kategorie: Aufsätze
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Bcherei Vitamin DStellen Sie sich vor, ein Pharmaunternehmen würde eine Pille heraus geben, mit der man sofort die Anzahl der Brustkrebsneuerkrankungen halbieren könnte. Statt 17.500 Frauen würden also nur noch 9.000 Frauen pro Jahr in Deutschland an dieser Erkrankung versterben. Sie meinen, das wäre sensationell? Ja, das wäre es, wenn es die (patentierte) Pille eines Pharmaunternehmens wäre. So aber ist es nur die Sonne. Und die haben wir doch sowieso jeden Tag. Warum sollte die so etwas bewirken?

Uwe Gröber, Deutschlands berühmtester Apotheker, und Prof. Dr. Michael F. Holick, amerikanischer Vitamin-D-Forscher in Boston, haben in Ihrem Buch „Vitamin D – Die Heilkraft des Sonnenvitamins“ (3. Auflage 2015) das Selbige von allen Seiten beleuchtet, hunderte von seriösen Studien ausgewertet und führen den Beweis, dass die Aussage im ersten Absatz stimmt. Aber nicht nur das.

Rachitis kennt jeder als Vitamin-D-Mangel-Krankheit. Aber wussten Sie auch, dass Vitamin D die Entstehung von Erkältung, grippalen Infekten, Tuberkulose, Osteoporose, Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, PMS, Alzheimer, Parkinson, MS, Diabetes, Morbus Cron und andere Darmerkrankungen, Hashimoto, Psoriasis, Neurodermitis, Rheuma verhindern oder deren Verlauf wesentlich verbessern kann? Überall im Körper hat man inzwischen Vitamin-D-Rezeptoren gefunden. Das bedeutet, Vitamin D ist eines der wichtigsten essentiellen Stoffe und wird überall im Körper für hunderte von Vorgängen gebraucht.

Vitamin D kommt in der Nahrung kaum vor. Um unseren Tagesbedarf zu decken müssten wir z.B. jeden Tag 400 g Hering (das ist das Nahrungsmittel, das am meisten Vitamin D enthält) oder 1 kg Sardinen oder 5 kg Eier essen. Das schafft niemand und ist auch so nicht von der Natur vorgesehen. Da Vitamin D für das Leben absolut notwendig ist, stellt es die Haut mit Hilfe der UVB-Strahlung der Sonne selbst her. Die Sonneneinstrahlung ist jedoch erst stark genug, wenn die Sonne bei klarem Himmel auf ca. 500 m über Meereshöhe mehr als 45 Grad über dem Horizont steht (In den Bergen gelten andere Regeln). Das ist bei uns zwischen Oktober und März gar nicht mehr der Fall. Das bedeutet, keine Vitamin D Bildung in den Wintermonaten (außer beim Skifahren in großen Höhen). Wie haben wir trotzdem überlebt? Wenn die Sonne höher als 45 Grad steht, bildet die Haut bei einem Ganzkörperbad bis zu 20.000 IE (Internationale Einheiten = 500 Mikrogramm (mcg)) in einer halben Stunde. Das ist die Höchstgrenze, mehr kann der Körper pro Tag nicht herstellen. Das Vitamin D das gerade nicht gebraucht wird, wird in den Fettzellen gespeichert. Von dort wird es dann in den Wintermonaten abgerufen und verbraucht. So war es bei uns schon immer völlig normal, dass die Blut-Vitamin-D-Spiegel im Frühjahr gering sind. Jemand, der im Sommer den ganzen Tag draußen war, konnte so die Wintermonate überbrücken. Und weil die Menschenhaut Richtung Norden immer weißer wird und weil helle Haut eine erhöhte Bildung von Vitamin D erlaubt, war das Überleben in unseren Breitengraden historisch langfristig gesichert.

Durch unsere neue Lebensweise befinden wir uns auch in den Sommermonaten sehr oft in geschlossenen Räumen, wo keine Vitamin-D-Bildung möglich ist. Diese Zeit fehlt uns. Übrigens lässt Glas kein UVB-Licht durch. Und neuerdings haben wir Angst vor der Sonne und wir schmieren uns mit Sonnencremes ein. Bereits ein Lichtschutzfaktor von 30 kann die Vitamin-D-Bildung um 95% senken. Tja, so kommt es, dass wir, die wir vom Sonnenlicht ohnehin nicht gesegnet sind, unseren knappen Bestand an Vitamin D weiter senken. Krankheiten und Medikamente, die viel Vitamin D verbrauchen, tun ihr Übriges. Bereits 90% aller Menschen in Deutschland haben einen Vitamin-D Mangel (Seite 29). Zählen Sie mal durch. Wer von Ihren 10 Bekannten mag das wohl sein, der keinen Mangel hat? Luis Trenker? Ja. Ein Maurer beim Stippel oder Rehrl? Auch einverstanden. Der Melz von der Gemeinde? Nein, ganz sicher nicht.

Man warnt uns ja mehr als deutlich vor der Gefährlichkeit der Sonne. Und die Mütter haben inzwischen nur ein gutes Gewissen, wenn sie ihre Kinder dick mit Lichtschutzfaktor 60 einschmieren. Wissen wir, was wir da tun? Um die Gefährlichkeit der Sonne zu relativieren haben die Autoren z.B. berechnet, dass es im Jahr 2002 in USA 30.000 Krebstote verursacht durch zu wenig Sonnenlicht, also Vitamin-D-Mangel gab. Dem standen 3000 Hautkrebstote gegenüber, weil sie fleißig beim Sonnen waren. Also 10 % der Krebstoten würden somit nicht vom Sonnenlicht profitieren. Oder speziell für den Brustkrebs ausgedrückt: „Es sterben für jede Frau, die vorzeitig an den Folgen von zu viel Sonne verstirbt, 55 Frauen, weil sie nicht genug in der Sonne waren.“ (Seite 219). Gleiches gilt für Prostatakrebs. Und Ähnliches für die anderen Krankheiten.

Das sind drastische Aussagen, die uns das Drama vor Augen führen, was wir z.B. auch unseren Kindern antun, wenn wir sie nicht mehr „ungeschützt“ in die Sonne lassen. Klar, dass ein Sonnenbrand nicht gut ist, aber wenn wir unsere Kinder vor der Sonne schützen, nehmen wir ihnen die Möglichkeit auf natürliche Weise zu Vitamin D zu kommen. Außerdem nehmen wir ihnen die Fähigkeit, sich durch Braunwerden vor zu viel Sonne schützen zu können. Wenn wir trotz all dem unsere Kinder vor der Sonne schützen wollen, müssen wir für Ersatz über die Nahrung sorgen. Gut, dass das heute so einfach aus der Apotheke geht.

Ein Mangel kann ganz einfach über einen Bluttest (Kosten ca. 25 €) festgestellt werden. Bitten Sie aber um den OH25-D Test, nicht den 1,25er. Letzterer sagt nämlich gar nichts aus. Ein Mangel liegt vor, wenn der Wert unter 30 ng/ml liegt. Mit 15 haben wir Rachitis oder Osteoporose. Ein Wert zwischen 40 und 100 ist optimal. Achtung, die Labore geben auch Werte in nmol/l aus. Diese beiden Einheiten liegen nur um den Faktor 2,5 auseinander (also 30 ng/ml = 75 nmol/l). Es gibt deshalb oft Verwechslungen.

Da jegliches Vitamin D linear in den Körper geht, können wir sehr schnell mit hohen Dosen Vitamin D3 auffüllen. Unter www.melz.eu können Sie sich Ihre Auffüll- und Erhaltungsdosis sowie einen ev. Vitamin K Bedarf (damit das durch Vitamin D eingeschleuste Calcium in die Knochen und nicht in die Adern geht) berechnen lassen. Falls Sie keine Möglichkeit der Blutuntersuchung haben, sind Sie, als Erwachsener, mit 4000 IE pro Tag das ganze Jahr über gut dabei. Ein weiteres Gerücht ist bekanntermaßen, dass die Überdosierung von Vitamin D gefährlich sei. Es wurde nachgewiesen, dass auch eine jahrelange Dosis von 10.000 IE pro Tag keine Schäden verursacht. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist natürlich wie immer mit 800 IE Einnahmeempfehlung pro Tag extrem vorsichtig. Wenn Sie das Buch gelesen haben, kommen Sie unweigerlich zu dem Schluss, dass diese Dosis in Ihrem Körper die gleiche Wirkung entfaltet als hätten Sie die Pille nicht in Ihren Hals sondern unter Ihr Bett geschmissen.

Noch ein Bonmot: Die „Neue Post“ (zugegeben unteres Niveau) schrieb kürzlich: „Experten erwarten in diesem Winter eine besonders schlimme Grippewelle. Der Grund: In großen Teilen Deutschlands hatten wir im Sommer zu wenig Sonnenlicht. Doch gerade das braucht unser Körper um Vitamin D zu produzieren und somit das Immunsystem zu stärken.“ Richtig denkt der Kenner der Materie und liest weiter. „Aber es gibt zum Glück eine wirksame Möglichkeit, uns vor den Influenza-Viren zu schützen:“ Jetzt wird es interessant, wie kriege ich meinen Vitamin-D-Spiegel nach oben? „die Impfung. NEUE POST beantwortet die wichtigsten Fragen…zu Tamiflu…“ Häääääh? Geht’s noch? Schundblatt ist man versucht zu sagen. Denkt man aber darüber nach, könnte man fragen, wer diesen Artikel wohl lanciert/bezahlt hat. Doch nicht etwa Hoffmann-La Roche, der Hersteller von Tamiflu? Und darüber hinaus, wie auf ganz subtile Weise allmählich unsere Logik, unser Denken verändert wird. Denn so etwas oder Ähnliches geschieht ja nicht nur einmal sondern viele Tausend Mal jeden Tag in ganz Deutschland. Und das nicht nur in Schundblättern. Übrigens verkürzt laut Spiegel Online am 10.04.2014 Tamiflu oder sein Kollege Relenza die Symptome der Krankheit gerade mal um einen halben Tag und hat ansonsten nur unerwünschte Nebenwirkungen. Kurz gefasst: Im besten Falle nutzlos.